Stifterbilder nach 1500 und reformatorische Malerei auf Stifterbildern des 16. Jahrhunderts
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von Albrecht Hoffmann
Die Berliner Bürgermeister und Patrizier haben auch im 16. Jahrhundert die Stifterbildtradition fortgeführt. Hinzu kamen die Zünfte mit ihren Stiftungen. Auch sie übernehmen nun repräsentative Funktionen. Ein Stifterbild eines Bürgermeisters von Berlin ist das Bild des Benedikt Krull mit seiner Familie aus dem Jahr 1526. Bisher wird dieses Bild leider immer noch als das so genannte Kettwig – Epitaphgemälde bezeichnet. Hier ist also eine Korrektur nötig. Betrachten wir dies Bild etwas genauer.
Dieses Gemälde wird Lukas Cranach d. Ä. zugeschrieben. W. Schade hat dies bestritten. Unbestritten ist aber die Zuordnung zur Cranachschule. Als Stifter soll es den Kanzler Wolfgang Kettwig darstellen. Dass das Bild wahrscheinlich Kettwig zeige, äußert erstmals Leh (1).
Müller /Küster behaupten: “Die Geburt Christi, worauf ein Cantzler so in dieser Kirche begraben, mit seiner Familie exprimiret seyn soll“ (2). Kettwig kann aber nicht dargestellt sein, da das Wappen zu den Füßen des Stifters gegen Kettwig spricht. Kettwigs Wappen zeigt einen nackten Bogenschützen mit einem Fischschwanz (3). Auch der Lebenslauf Kettwigs lässt nicht zu, an Kettwig zu denken, zumal im Bild die Datierung 1526 erkennbar ist.
Wolfgang Kettwig ist der Sohn eines Leipziger Bürgers, der mit den Fuggern und Welsern handelte. Sein Vater besaß einige Berganteile und war bei den Fuggern mit über 3000 Gulden im Schuldkonto. Er verlor später erhebliche Berganteile an die Fugger, womit er wohl seine Schulden bezahlte. Kettwig ist um 1475 in Göttingen geboren, denn eine Leipziger Matrikel erwähnt 1491 „Wolfgang Kettwich de Göttingen“. 1496 ist er bereits in Leipzig als Bakkalaureus erwähnt. 1510 ist er Doktor beider Rechte (= IUD). Am 29. Juli 1515 wird er von Joachim I. zum Hofrat berufen, mit der Aussicht auf das Kanzleramt. Kanzler wird er 1529 (4). Gestorben ist er 1541: „Der Erbare und Veste Wolffgang Kettwig Cancellarius Ellectoralis moritur hoc anno Mittwochs in Weihnachten.“ (5) Das Weihnachtsmotiv des Bildes und das Weihnachtstodesdatum des Kettwig haben das Ihre zur Legendenbildung beigetragen.
Kettwig hatte natürlich ein Epitaphbild, das aber “...Ohngefähr A. 1641 Alters halben herunter gefallen, und...nicht wieder in den alten Stand gesetzet worden“ (6). Nach dem bisher Dargestellten kann Kettwig der Stifter nicht sein.
Benedikt Krull – der Bürgermeister ist als Stifter dargestellt
Borrmann berichtet über Abrissarbeiten am Hause Poststrasse 27 (7) und führt ein Wappen an, das eine Sternenanordnung, wie auf dem Epitaphbild zeigt. Auch die Teilung des Schildes ist gegeben. Über dem Schild befinden sich die Buchstaben B.K.(8). Diese Buchstaben und das Wappen der Frau im Bild, weisen auf den Bürgermeister Benedikt Krull. Ein in der Marienkirche von Frankfurt /Oder bezeugtes Bild (jetzt Gertraudenkirche, Frankfurt/Oder) bestätigt (9), dass es sich bei dem Wappen der Frau des Berliner Bildes um das Wappen einer Familie Schultz aus Frankfurt/Oder handelt. Einer Inschrifttafel, die Müller /Küster beschreiben und einem anderen Gemälde zuordnen (10), ist folgende Notiz zu entnehmen: “Krul.Benedikt, qui obiit 1526, uxor Ursul. Schultzen, quae obiit 1535 Freytags nach Esto mihi“. Benedikt Krull ist am 22. Februar 1526 verstorben. Er soll in der Nikolaikirche begraben liegen. Die Verbindung mit Ursula Schultz ist über die Inschrift hinaus nachgewiesen. Benedikt Krull ist als Rechtsvertreter des Claus Wins mit Bastian Schultz urkundlich genannt(11).Er war Jurist. Im Schöffenbuch von Berlin wird er im Zusammenhang mit einem Darlehnsabkommen erwähnt. 1514 wird er als Bürgermeister und Kirchenvorsteher bezeichnet, wie aus einer Notiz im Turmknauf der Nikolaikirche hervorgeht. Er hatte die Spitze der Nikolaikirche erneuern lassen (12). Sensible Beobachter entdecken im Bild einen Spruch mit „BENEDIE“, was natürlich als ein Hinweis auf den Namensträger gedeutet werden soll und zugleich die Fürbittfunktion dieser Bilder anspricht(13). Das so genannte „Kettwig-Epitaphbild“ ist folglich ein Stifterbild des Benedikt Krull im Übergang zum Epitaph, weil die Inschrift den Tod der Frau erwähnt. Das Bild trägt aber eindeutig die Jahreszahl 1526, es ist 1526 begonnen und durch eine Inschrifttafel anlässlich des Todes der Frau und der Mutter am 6. März 1535 erweitert worden, welche die Kinder stifteten. Das erinnert an Thomas Blankenfeldes Bild. Als Maler wäre Meister Hasenfleysch in Betracht zu ziehen, der in dieser Zeit als Hofmaler erwähnt wird. (14). Aus dieser Zeit kurz vor der Reformation in Berlin stammt ebenfalls ein Stifterbild das der Familie Grieben zugeordnet werden kann.
Einer Inschrifttafel, die Müller /Küster beschreiben und einem anderen Gemälde zuordnen (10), ist folgende Notiz zu entnehmen: “Krul.Benedikt, qui obiit 1526, uxor Ursul. Schultzen, quae obiit 1535 Freytags nach Esto mihi“. Benedikt Krull ist am 22. Februar 1526 verstorben. Er soll in der Nikolaikirche begraben liegen. Die Verbindung mit Ursula Schultz ist über die Inschrift hinaus nachgewiesen. Benedikt Krull ist als Rechtsvertreter des Claus Wins mit Bastian Schultz urkundlich genannt(11).Er war Jurist. Im Schöffenbuch von Berlin wird er im Zusammenhang mit einem Darlehnsabkommen erwähnt. 1514 wird er als Bürgermeister und Kirchenvorsteher bezeichnet, wie aus einer Notiz im Turmknauf der Nikolaikirche hervorgeht. Er hatte die Spitze der Nikolaikirche erneuern lassen (12). Sensible Beobachter entdecken im Bild einen Spruch mit „BENEDIE“, was natürlich als ein Hinweis auf den Namensträger gedeutet werden soll und zugleich die Fürbittfunktion dieser Bilder anspricht(13). Das so genannte „Kettwig-Epitaphbild“ ist folglich ein Stifterbild des Benedikt Krull im Übergang zum Epitaph, weil die Inschrift den Tod der Frau erwähnt. Das Bild trägt aber eindeutig die Jahreszahl 1526, es ist 1526 begonnen und durch eine Inschrifttafel anlässlich des Todes der Frau und der Mutter am 6. März 1535 erweitert worden, welche die Kinder stifteten. Das erinnert an Thomas Blankenfeldes Bild. Als Maler wäre Meister Hasenfleysch in Betracht zu ziehen, der in dieser Zeit als Hofmaler erwähnt wird. (14).
Aus dieser Zeit kurz vor der Reformation in Berlin stammt ebenfalls ein Stifterbild das der Familie Grieben zugeordnet werden kann.
Epitaphbild Grieben
Als ein Werk, das „zu den bedeutendsten Werken der Kunst nach 1500 in Berlin“ gehört (15), ist die Tafel des Claus Grieben überliefert. Das Gemälde wird Nikolaus Winkler (Dürer-Schule) zugeschrieben. Die Inschrifttafel lautet: “Epitaphium Claus Grieben civis, qui obiit 1497 Donnerstag nach Simonis Judae et filii ejusdem Lucae, qui obiit 1503 nec non uxoris Elisabeth, quae obiit 1510“(16). Abgebildet sind sieben männliche und vier weibliche Personen. Ein Dominikaner ist eindeutig zu erkennen. Es ist vermutlich Johann Grieben. Claus Grieben selbst dürfte der Mann hinter der Hausmarke sein. Seine Frau Elisabeth, die 1510 starb, ist aller Wahrscheinlichkeit nach die weibliche Person links im Bild. Die Hausmarke ist wohl der Ehefrau Elisabeth zuzuordnen. Besonders hervorgehoben ist noch die Person hinter dem Dominikaner. Dies könnte der in der Inschrifttafel erwähnte Lukas sein. Ein Lukas Grieben wird 1502 anstelle seiner Ehefrau Sophia urkundlich genannt. Lukas kann also nicht der Geistliche sein. Ein Bruder ist noch bekannt, nämlich: Jakob. Jakob ist mit seinem Sohn, der übrigens auch Jakob hieß, rechts im Bild dargestellt. Sein Sohn Jakob steht leicht nach vorne gerückt vor ihm. Zwei seiner Schwestern waren verheiratet. Eine mit Nicklas Thum, die andere mit Hentz Rock/Roch. Die kleine weibliche Person wird eine Enkelin des Claus Grieben sein. Auf keinen Fall ist sie eine Nonne, wie Leh meint. Sie trägt offenes Haar und somit ist angezeigt, dass sie weder Nonne noch verheiratet ist. Ihr korrespondiert die kleine männliche Figur im Bild rechts. Ihre Gesichter entsprechen denen erwachsener Menschen. Die Figuren sind kleiner gehalten, um die Generationen zu kennzeichnen. Der ältere Jakob war mit Gertrud Tempelhof verheiratet. Nur von ihnen sind Kinder nachgewiesen. Beide Jakobs sind zu unterscheiden. Jakob II. dürfte hier als Enkel dargestellt sein. Weitere Enkel sind Joachim, Andreas und Martin, die alle später geboren wurden und nicht auf dem Bild sind. Ein Urenkel ist der Sohn von Jakob II., nämlich Andreas Grieben, der 1580 als Bürgermeister in Berlin erwähnt ist. Die Grieben gehörten zu den bedeutenden Familien in Berlin und führten ein Wappen. Claus Grieben wird noch am 11.Mai 1497 mit Paul Blankenfelde, dem Sohn des Thomas Blankenfelde als Ratsherr genannt(17). Ende des Jahres am 28.10.1497 ist er verstorben. Die auf dem Bild befindlichen Hausmarkendarstellungen auf dem Schild, sollten die einzelnen Persönlichkeiten deutlicher hervortreten lassen. Die Hausmarke von Jakob Grieben, dem Enkel, ist erhalten (18). Die Familie hatte Verbindungen in Nürnberg und Leipzig (19). Familiär und auch künstlerisch ist die Verbindung nach Nürnberg nachzuweisen. Das Bild wurde 1880 restauriert (20) und ist unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Der bekannteste und unglücklichste Enkel des Claus Grieben ist Joachim Grieben. Er war der Vertreter des Berliner Handelskapitals, das er mit der Gewerbesphäre und außergewöhnlichen Spekulationen verknüpfte. Der Kurfürst schuldete ihm mehrere tausend Gulden. Nicht nur seine Spekulationen, sondern auch die Schulden seiner Gläubiger haben Joachim Grieben ins Gefängnis gebracht. Grieben konnte wegen der ausbleibenden Schuldentilgung auch des Kurfürsten seine Schulden nicht mehr bezahlen. Bernt von Bredow, Komtur zu Werben, nennt die Grieben und andere Berliner Bürger in Schmähbriefen “aufgeblasene Betrüger, verrätherische Leute..., die alte und junge betrogen...“ (21).Also überfällt Bernt von Bredow Warenwagen von Berliner Bürgern, nimmt sich, was er braucht, da er unter den Berlinern Schuldner mit „2000 Thalern“ hat. Ihn trifft ein Kohlhaasurteil nicht. Joachim erhängte sich im Gefängnis im Jahr 1576 in aussichtsloser Lage. Die „Geschichte Berlins“ nimmt dies von Andreas Grieben an, was falsch ist (22). Das Haus der Familie Grieben wart die Nr. 4 Am Fischmarkt, wie unten stehende Karte zeigt.
Wie oben erwähnt sind es aber nicht nur Patrizierfamilien, sondern auch die Zünfte, die die Stifterbildtradition in Berlin weiterführten. In Berlin ist ein schönes Werk der Schuhmachergilde erhalten.
Das Gemälde, das Winkler zugeschrieben wird, die „Gefangennahme Christi“, ist eine Stiftung der Schuhmachergilde gewesen. Die Gilde führt im Schild ein Schumacherwerkzeug. Zu den Füßen des Gildevorstehers befindet sich der Schild. Die Darstellung des einzelnen Stifters weist hier auf den Gildevorsteher hin. Das Bild stammt aus der Nikolaikirche und ist durch spätere Restaurierung nicht besser geworden (23). Unterdessen hängt es in der Marienkirche. Es ist wohl um 1520 zu datieren. Schön hervorgehoben ist der Kriegsknecht mit seinem Standbein und dem neu aufkommenden Kuhmaulschuh.
Nach 1539 mit der Einführung der Reformation in Berlin und Brandenburg zeigen sich auf den Stifterbildern eindeutig reformatorische Themen. Dass sich bei den meisten dieser Bilder auf eine in Berlin wirkende Werkstatt des Monogrammisten M.R. schließen lässt, ist nicht generell nachzuweisen, aber auch nicht prinzipiell auszuschließen. Der als M. Reiber oder Michael Ribestein anhand eines auf seinem signierten Bild vorhandenen Reibstein erschlossene Name ist für das Jahr 1539 als Neubürger in Berlin nachgewiesen. Als Maler dürfte er mit der Cranachwerkstatt bekannt gewesen sein. Andrerseits ist auch niederländischer Einfluss deutlich. Seine eigene Handschrift ist also „von gewisser Kraft und Sicherheit“ (24)
Ein „Weltgerichtsgemälde“, das Hans Tempelhof gewidmet ist, wird Ribestein zugeschrieben (25). Es ist ins Jahr 1558 datiert. Eine Beeinflussung durch die von Wittenberg geprägte reformatorische Malweise ist sichtbar. Farbtöne (26) und die Kinderdarstellung erinnern an die Cranachwerkstatt (27); insbesondere an L. Cranach d. J. Da nicht alle Ribestein zu geschriebenen Bilder mit einem Monogramm versehen sind, ist nicht zwingend an Ribestein festzuhalten. Auch die Krodel –Werkstatt (ebenfalls Cranach Schule) könnte mit den Bildern in Berlin in Verbindung gebracht werden. Aber Ribestein hat sehr gute historische Bezüge für sich (s. u.) Die Weltgerichtsmalerei hat eine lange Tradition (Lochner, Bosch, van der Weyden, Cranach, van Leiden, Bellegambe u.a.) und erfordert bestimmte Motive: Schwert und Lilien, der auf dem Regenbogen thronende Christus, die Sphäre der Erlösten und der Bestraften, Himmel und Hölle also, das Motiv des Erzengels und anderes mehr. Auf unserem Bild zeigen sich aber typische reformatorische Themen.
So wird der Papst dargestellt, wie er die Sphäre der Seligen deshalb verlassen muss, weil er den Gläubigen den Kelch vorenthalten hat und ihnen Ablassbriefe ausgestellt hat. Die Darstellung der Bibel , vor der der Stifter kniet. Die biblischen Zitate und die Inschrift „die Sünde“, die im Zusammenhang mit dem Tod auf die Lutherübersetzung, der „ Tod ist der Sünde Sold“, hinweist, sind deutliche reformatorische Elemente.
Selbst eine versteckte bisher unbekannte Lutherdarstellung ist im Tempelhofepitaph erkennbar. Luther, vom Teufel ergriffen, klammert sich an die Bibel als dem Glaubensgrund seiner Rettung.
Das Epitaphbild des Hans Tempelhof d. J. ist mehrteilig aufgebaut gewesen. Der untere Teil mit der Inschrift und Stifterdarstellung ist bildlich erhalten. Er zeugt vom aufkommenden bürgerlichen Bewusstsein. Auf dem Tafelbild des Hans Tempelhof d. J. sind Hieronymus, Thomas, Jakob und Bartholomäus Tempelhof dargestellt. Letztere handelten Zobel und Edelsteine, die über Nowgorod, Danzig, Stettin ihren Weg nach Berlin fanden. Auf dem Bild sind die Genannten noch gut situiert. Beschlagnahme von Waren, Geld und Wertgegenständen, wie Zobelfälle und Schmuck, beim „Einfall“ der kurfürstlichen Beamten Joachims II. vom 4.08.1567 und ebenso die Kaperung eines Schiffes brachte die Familie ins Unglück. Auch die Grieben haben in dieser Zeit mit anderen Berliner Bürgern Schuldscheine, Schmuck Münzen und Edelmetalle verloren. Wie fadenscheinig die amtlichen Argumente waren, sei dahingestellt. Die Blankenfeldes klagen gegen Thomas, Hieronymus und Barthold Tempelhof. Es fehlt an flüssigem Geld. Auch aus dem Grund verkaufte Hans d. J. das seinem Vater gewährte Privileg des unteren Stadtgerichts bereits früher an die Stadt Berlin für 2250 Gulden (28). Tempelhof gehörte der Tuchmachergilde an und war einer der Kastenherren, die Zugang zur Stadtkasse hatten. In finanziellen Dingen wurde ihm hohes Vertrauen entgegengebracht. Verheiratet war er mit Anna Reiche (Ryke) (29), die aus alter Berliner Patrizierfamilie stammte. Im Haus von Hans Tempelhof an der „Langen Brücke“ wohnte 1552 Lampert Diestelmeyer mit seiner Familie. (30) Auf der Frauenseite des Epitaphs ist Ursula Tempelhof dargestellt. Sie war mit Dr. Heinrich Goldbeck dem kurfürstlichen Rat und Vicekanzler, verheiratet. Er stammte aus Werben an der Elbe, studierte und promovierte in Bologna.
Sein Vater Andreas Goldbeck (siehe Epitaph) schenkte den Werbenern eine Lutherbibel mit Einträgen von Luthers Hand. Sie ist heute noch in der Kirchengemeinde Werben vorhanden. Dort in Werben ist das Epitaph, das es übrigens auch in Stendal gibt und das außergewöhnliche Ähnlichkeiten mit dem Berliner Tempelhofepitaph hat, erhalten. Es ist ebenfalls ein Weltgerichtsgemälde. In Werben hängt die Inschrifttafel noch unter dem Bildteil des Epitaphs, wie man sich das auch für Berlin denken muss.
Der dreiteilige Aufbau der späteren Epitaphbilder zeigt sich in Berlin sehr schön an dem Epitaph des Peter Matthias und der Anna Blankenfelde, einer Tochter des Thomas Blankenfelde.
Das Epitaph in Werben ist stilistisch anders als die Bilder in Berlin, aber die reformatorische Malweise der Cranachschule ist sichtbar. Goldbecks hatten Verbindung zur Cranach-Schule und zur Dürerwerkstatt. So weist zum Beispiel ein Buch der Familie Goldbeck Bilder, die Cranach und Dürer zugeschrieben werden, aus. Auch der Eintrag eines Malers Hans Schultz ist verzeichnet.
Trotz verschiedener Malerpersönlichkeiten setzt sich in dieser Zeit das reformatorische Bildprogramm durch. Dafür gibt es hinreichende Beispiele. Im Tempelhofepitaph und im Werbener Epitaph knien die vom Erzengel befragten Seelen der Stifter vor und auf einem Buch.
Goldbeckepitaph (Werben) Tempelhofepitaph
Auf beiden Bildern sehen wir die Höllenburg. Die Höllenburg findet sich bereits vorreformatorisch 1435 im Weltgerichtsaltar bei Lochner in Köln. Höllenburgen wie im Tempelhofepitaph und im Werbener Epitaph sind vorreformatorisch ebenfalls bei Hieronymus Bosch (1504) zu sehen. Über Köln und die Niederlande finden sie Eingang in die Berliner Malerei. Joachim Patinir, der flämische Maler, malt ebenfalls um 1510 Höllenburgen. Luther liebte das Motiv nicht. Dennoch ist es ein reformatorisches Motiv geworden. Die Malerei war stärker. Die reformatorische Malweise und die niederländische Beeinflussung des Berliner Tempelhofepitaphs sind auch in weiteren Motiven erkennbar.
Dies sei hier am Vergleich mit einem „Jüngsten Gericht“ des Lukas van Leiden gezeigt (31).
Während hier eine Frau vom Teufel am Fuß ergriffen wird, geschieht dies im Tempelhofepitaph einem Mann.
Die Puttenengel, Farbtöne und besonders die Kinderdarstellungen (s. u.) weisen in die Cranachschule. Im Mehlmannepitaph und im Tempelhofepitaph sind Kinder mit Spielzeug abgebildet (s. u.).
Die Inschrift „die Sünde“ findet sich im Werbener Epitaph und im Mehlmann- Epitaph.
Das Berliner Tempelhof Epitaph hat seinen Namen nicht vom Apotheker Tempelhof wie Tosetti schreibt, sondern von Hans Tempelhof, dem Jüngeren. Die Jahreszahl 1558 zeigt an , dass das Bild anlässlich des Todes von Hans Tempelhof dem Jüngeren in Auftrag gegeben wurde. Er starb 1557. Stifter könnte der Sohn Hieronymus sein, der Bürgermeister, der um 1580 Berlin in Richtung Prag verlässt. In Prag gab es Beziehungen über Goldbecks Neffen zum Kammergericht. Suchte man dort Hilfe gegen die Klagen?
Hans Tempelhof d. Ä. hatte ebenfalls einen Epitaph, dessen Inschrift noch heute erhalten ist.
Darauf ist seine Familie dargestellt. Er war vom Kurfürsten nach der Erweiterung des Rates durch die Zunftbürger noch mit dem unteren Stadtgericht belehnt worden.
Damals gelang der Familie ein glänzender Aufstiieg, was auch Schlusssteine in einem Berliner Haus (Spandauer Str. 21) zeigen (P. Knüvener).
Rund 150 Jahre nur haben die Tempelhofs in Berlin zu den führenden Kreisen gehört. Die Berliner Spur der Familie verliert sich später.
Das Mehlmann/Mellemann - Epitaphbild (32)
Anmerkungen
1. Leh, Nikolaikirche, S.38
2.Müller/Küster, Bd.1, S.239 – „seyn soll“- Müller Küster wissen es nicht genau.
3. Das Wappen Kettwig ist abgebildet bei Kneschke, Dt. Adelslexikon, Bd. 5. Siehe auch nächste
Anmerkung.
4.Nach Kneschke wird er erst 1537 Kanzler, aber laut Riedel, S.265, exdipl.cont.,1833,LVI 1529,
erhielt er 1529 seine Bestallungsurkunde.1536 wird bereits Weinleben als Kanzler erwähnt.
Kneschke irrt also.Verm. Schriften 2, S.17, Urkunde vom 1. Mai 1522 mit Siegel Kettwig
(Schütze im Siegel)
5. Pusthius in :Verm. Schriften,unter A: 1541. Der von Bauer erwähnte Kettwig des Jahres 1544
ist dessen Sohn Johann Georg Kettwig. S.91.Bauer nennt ihn aber den Kanzler Kettwig, was nicht
zutreffen kann.
6. Seidel,Bildersammlung, S.37.
7. Borrmann, S. 402, Fig.67, Schlussstein mit Wappendarstellung.
8. s.7
9. Gmelin, S. 361
10. Müller/Küster, Bd.3, S. 398 und Bd.1, S.240; auch Grabmalkunst hält sich an Müller/Küster
11. Großkaufleute S. 8. Bastian Schultz wird als Sohn des Claus Wins bezeichnet. Claus hatte
also eine Witwe, nämlich Gertrud Schultz, geheiratet. Hier berät also Benedikt Krull in
Rechtsfragen.
12.www.luise-berlin.de
13.Vgl. Jan Harasimowicz, Kunst als Glaubensbekenntnis. Beiträge zur Kunst- und
Kulturgeschichte der Reformationszeit, Baden-Baden 1996
14.Codex dipl. Brand.Continuatus, Hrsg. Georg Wilhelm von Raumer,II, 1883, Nicolai, S.265
LV 1522. Bestallung des Hofmalers: „wir Joachim vonn gots gnaden Marggraff zu
Brandenburg... Als wir unnserm Hoffmaler und Lieben getrewenn Meister Hans Hasenfleysch
viertzig guldenn jerlichs Jarsolds sein Leben lang verschriebenn…“
15. Berckenhagen
16.Großkaufleute, S.62: „Auch dass zwei Angehörige Claus Grieben und Margarethe, geb. Rust,
in der Nikolaikirche um 1500 ihre Ruhestätte fanden, lässt auf gehobene Stellung schließen. Zur
Epitaphinschrift ist die Differenz zu beachten. Simonis Judae war der 28.10.1497.
17.Fid. III, 389. Das Wappen lt. Bauer, S.79
18.Hausmarke Jakob Grieben, Bauer S.94
19. In Verm. Schriften, 2.Bd.S.36, findet sich für 1569 folgende Notiz: „Jakob Griebens Erben
und Mitverwandten zu Leipzig und Nürnberg.“
20.Borrmann, S. 229
21. Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin, Heft IV, Bln. 1880, unter dem
Datum A.1580.
von Jakob II, der nach seinem Onkel hieß, wird 1580 als Bürgermeister von Cölln erwähnt.
„Geschichte Berlins“ verwechselt einen Andreas mit Joachim Grieben (s.188).
23. Grabmalkunst aus vier Jahrhunderten, Argon, hrsg. Märkisches Museum Berlin, Epitaphien
und Grabdenkmäler in der Nikolaikirche zu Berlin, Katalog, 1994,Einlage des Nachdrucks der
Broschüre Schubring von 1937.55. „Dies Bild „Gefangennahme Christi“ ist 1714 so stark
erneuert, dass man den ursprünglichen Wert nicht feststellen kann...“.
24.Katalog, Kunst der Reformationszeit,S.396, F.28, W.Schade. Sein Weltgerichtsgemälde ist
niederländisch beeinflusst (s.u.).
25.von Berckenhagen. Ein Monogramm aber hat das Bild nicht! Zum Tempelhofepitaph vgl.
auch Peter Weiß, Ästhetik des Widerstandes, wo in den darauf bezogenen Notizbüchern 1971-
1980,1982, Frankfurt/Main 1981, Bd. 1, das Epitaph angeführt wird.
26.(s. o.)
27.Ullmann, Lucas Cranach d.Ä. – Bürger und Hofmaler
28. Unteres Stadtgericht oder Niedergericht genannt. Hans Tempelhof d.Ä. hatte es erlangt, weil
er dem Kurfürsten Geld geborgt hatte.
29. Verh. Anna Reiche. Geflohen war nur Bernt Ryke. Die Familie gab es weiter in Berlin.
30.Grabmalkunst , S.180
31. Hier im Vergleich: F. Dülberg, Niederländische, S. 168, Abb. 120/130, wo eine Frau vom
Teufel am Fuß ergriffen wird. Die Abbildung findet sich auch in Zlatohlavek/Rätsch/Müller-
Ebeling Das Jüngste Gericht, S.172:
32. Eigentlich sollte der Name Mellemann gebraucht werden. Die Schreibweise ist häufiger. In:
Verm. Schriften 2, S. 36, ist sein Wappen von 1571 aufgeführt. Simon Mehlmann ist für die Jahre
1570/72 als Bürgermeister erwähnt. Auch andere Stifter sind vorstellbar, wenn man sich ans Jahr
1562 als Todesjahr des Stifters bindet. Dann könnten Dr. Schlee und Frau, eine geborene
Mahlbach, und auch Erasmus Seidel in Erwägung gezogen werden. Bisher spricht aber alles in
der Quellenlage für Mellemann.
33.Grabmalkunst , S.42, 2. Abs.
34. Müller /Küster.,S.400
Datum von 1562 auf Mehlmann selbst um, was natürlich nicht geht.
36. Leichenpredigt für Simon Mellemann,Ee522, Nr.24
37. Vermischte Schriften , S. 28, Nr.4, von Pusthius. Ein Problem wirft die Bemerkung“ anno 568
natus „ auf. Das passt nicht zu Simon Mellemann!
38.Tod der Eva Thracigerin (Drahtzieher), Leichenpredigt, Ee,522, Nr. 24. Den „Drahtziehern“
waren auch Goldschmiede zuzurechnen. Gold – und Drahtzieher stehen in einer Zunftliste
(Geschichte Berlins, S. 186)
39. Großkaufleute, S.47.Dort wird er Kammergerichtsadvokat genannt.
40. s.38
41. auch Müller /Küster S. 240.
42.Leichenpredigt Mellemann, Heine, Ee 522, Nr.23
43. Wenn es stimmt, dass sie 1562 starb, wie Müller/Küster S. 240 mitteilen, war Mellemann mit
ihr höchstens anderthalb Jahre verheiratet. Hatten die Kinder keine Erinnerung mehr an sie, was
gut denkbar ist, oder wollten die Kinder keine Erwähnung?
44. . Catharina Holtorff wird in Simon Mellemans Leichenpredigt nicht erwähnt, was verwundert,
denn sie ist als seine 2. Frau bei Müller /Küster angegeben.
45.Tochter Katharina war mit Christoph Benckendorf verheiratet. Auch das „Beamtentum“
heiratete unter sich.
46. Ribestein war nach W.Schade „Kunst der Reformationszeit“ ,Katalog, S. 396 um 1546/8 „wie
es ähnlich auch von Cranach d.Ä. berichtet wird“ im kaiserlichen „Lager vor Wittenberg“, vgl.
auch Kunst der Reformationszeit, S. 181. Mehlmann hat seinen reformatorischen Freunden
gegenüber im kleinen Kreis geäußert, er wäre im kaiserlichen Lager gewesen, um gegebenenfalls
helfen zu können, falls dies erforderlich gewesen wäre. (Leichenpredigt)
47.Wiederanders, Protestantische Bildgestaltung
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