Politische und religiöse Stifterbilder des Berliner Patriziats - PMKB - Patrizier Marienkirche Berlin -> Politische und religiöse Stifterbilder des Berliner Patriziats - Wilcke (Wilhelm) Blankenfelde

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Wilcke (Wilhelm) Blankenfelde

  Wilcke BlaStifterbildnkenfelde ist kurz nach 1400 geboren und heiratet um 1435/36 Katharina Wins (14), eine Tochter des Thomas Wins. Sie ist um 1415 geboren und nach 1475 gestorben. 1436 wird das Leibgedinge für Katharina Wins festgelegt. Urkundlich belegt sind Wilckes zwei Erben. (15). Wilcke hatte seinen Bruder mit dem Namen Hans und seinen Sohn Thomas als Erben. Sie erlebten den „Berliner Unwillen“, verloren ihre Lehen und mussten eine erhebliche Strafsumme zahlen, die sie auf Heller und Pfennig beglichen (16). Sie sind sehr bald wieder begnadigt und mit ihren Lehen versehen worden. Wilcke Blankenfelde ist bereits 1453 wieder im Bürgermeisteramt(17). Sein Bruder Hans ist 1446 bis 1458 als belehnter Bürger in Berlin genannt. Gemäß dem Tiefenbach’schen Epitaphstein erwirkte Wilcke für die Stadt das Recht, mit rotem Wachs siegeln zu dürfen. Der „Berliner Unwillen“ war 1453 gerade fünf Jahre vorüber und der Markgraf vergab das ursprünglich fürstliche Privileg wohl vor allem, um die Bürger von Berlin und Cölln zu beruhigen. Dennoch war es kein Symbol besonderer bürgerlicher Freiheiten mehr, eher ein Schachzug des Kurfürsten. Die Blankenfeldes hatten früh erkannt, dass eine gewisse Nähe zum Hof nicht mehr zu vermeiden war. Wilcke stirbt am 7. 8.1474. Im Jahr 1475 erben Thomas und Hans den dritten Teil der Lehngüter Wilckes (18).

 

 

 

 

 

Die Frauenseite

StiftebildWenn man sich jetzt der Frauenseite zuwendet, sieht man hinter (N.) Stroband eine verheiratete Frau, vermutlich eine Lantzsberg. Ein Sohn von ihr wird urkundlich bereits 1448/9 als Sohn der Schwester des Wilcke Blankenfelde genannt (19). Seine Nennung in dieser Form zeigt an, dass sein Vater bereits verstorben war. Die Kleidung der Frau bestätigt diese urkundliche Notiz. Diese Blankenfelde war aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Peter Lantzberg (20) verheiratet. Über die Lantzberg sind die Blankenfeldes in umfänglicheren Besitz von Weißensee gelangt, der 1375 noch im Eigentum von Claus Lantzberg war (21). Hinter ihr sehen wir eine Tochter, die mit Hans Glinick verheiratet war. Dies ist 1466 urkundlich belegt. Hans und Matthäus Glinick überlassen „unsem lieven swager Wilke Blankenvelden, Katharinam siener eliken husfruwen unde orer twier erven“ Renten (Hebungen) in Rosenthal (22). Eine weitere Tochter scheint mit einem Tewes Glinick (Matthäus Glinicke) verheiratet gewesen zu sein. Da nur zwei Töchter als verheiratete Frauen gemalt wurden, könnte eine der unverheirateten Töchter diesen Glinick erst nach 1440, der Entstehungszeit des Bildes, geheiratet haben. Die Ehe muss vor 1466 geschlossen worden sein. Weil 1480 noch ein Thewes Glinick, Inhaber des Schulzenamtes in Hohenschönhausen (Norden Berlins), in einem Rechtsstreit mit Röbel genannt wird, könnte es die Frau des Matthäus Glinick gewesen sein. Alle Töchter heirateten Besitzer im Norden Berlins auf dem Barnim, der von den Blankenfeldes nicht unwesentlich beeinflusst wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 Neben dem Stifterbild des Paul Blankenfelde zeigt sich das Repräsentationsbedürfnis der Familie vor allem auch an den Kapitellsteinen ihres Hauses.

1889 wurden bei Abriss des Hauses in der Spandauer Strasse 49 auf einem Kapitellstein die Wappen der Stroband, Wins, Blankenfelde und (Lantzsberg) (23) gefunden. Das so benannte Stammhaus der Blankenfelde ist in der Spandauer Strasse 49 zu lokalisieren. Aber die Blankenfeldes hatten noch andere Häuser. Bisher ging man davon aus, dass die Wappen auf dem gefundenen Kapitellstein im Haus, Nr. 49, Wappen von Berliner Bürgermeisterfamilien aus dem 14. Jahrhundert seien (24). Aber es lassen sich die Wappen noch genauer definieren. Sie stehen alle mit der Familie Blankenfelde in Verbindung. Hier zeigt sich nämlich am Kapitellstein des Hauses das besondere Repräsentationsbedürfnis (25) der Blankenfeldes. Überhaupt findet im 15.Jahrhundert ein gesteigertes Baugeschehen in Berlin statt (26). Auf den Wappen des Kapitellsteines sind drei Ehen festgehalten. Bei sechs Personen vermutet man sechs Wappen. Auf dem Kapitellstein sind aber nur vier Wappen. Wie ist das zu erklären? Wilcke ließ auf dem Stein folgende Ehen darstellen und wies diese durch vier Wappen aus. (27)

Wilcke Blankenfelde  °°  Katharina Wins (die eigene Ehe)

Paul Blankenfelde     °°  Anna Stroband ( Ehe der Eltern)

Peter Blankenfelde   °°  N.N. Lantzsberg (Ehe der Großeltern)

Solche genealogischen Darstellungen werden in dieser Zeit häufiger und sind auch auf Taufsteinen belegt (28). Der Laubstab und Fries der Glocke von Wilsnack aus dem Jahr 1471 hat ein vergleichbares Gestaltungsbild wie der Laubstab des Kapitellsteines im Blankenfeldehaus. Es sind also Wappendarstellungen, die zeitlich ins 15.Jahrhundert eingeordnet werden können. Die Wappen selbst gab es schon früher, wie das Stifterbild von Paul Blankenfelde zeigt. Da Wilcke, wie oben erwähnt 1474 stirbt, ist anzunehmen, dass der Bau mit dem Kapitellstein und der Mittelsäule zu dieser Zeit schon fertiggestellt war. Wilcke Blankenfelde hat als Auftraggeber am Baugeschehen des Hauses Spandauer Str. 49 mitgewirkt. Das Haus befand sich hinter dem roten Rathaus an der Stelle des heutigen Parkplatzes. Insgesamt fordern die genealogischen Bezüge eine Einordnung des Kapitellsteins ins 15. Jahrhundert. Mit den genealogischen Angaben ergibt sich eine Übereinstimmung der Wappen auf dem Kapitellstein, so dass man das Haus mit der Familie Blankenfelde in Verbindung bringen kann.

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